Vereinsring Harheim e.V.
 

Kulturverein Harheim

 Dem Kulturverein Harheim (KVH) obliegt die Förderung kulturhistorischer Belange im Stadtteil. Er war 1983 Initiator der Neugestaltung des Alten Kirchplatzes am Ortsmittelpunkt (1983 – 1986) mit ovaler Fußgängerzone und sie flankierenden Segmentbrunnen und Kirchengrundriss, eröffnete im 1. OG des Rathauses, heute des Bürgeramts, ein Heimatmuseum, das u. a. zum Weihnachtsmarkt am Samstag und Sonntag des 2. Advents geöffnet ist, und schuf eine lebensgroße, unter Anleitung des Holzbildhauers Meyer geschnitzte Weihnachtskrippe, die seit 1987 am jährlichen Weihnachtsmarkt aufgestellt wird. An ihm sind der KVH und auch andere Vereine mit einem Stand beteiligt. Eine Pandemie erzwang 2020 und 2021 allerdings eine Unterbrechung.

Dem Geheimrat Dr. med. Jakob Hermann Bockenheimer (1837 – 1908) setzte der KVH vor dem Bürgerhaus ein Denkmal. Er war ein bedeutender Chirurg  in Frankfurt-Sachsenhausen aus Harheimer Familie. Der Verein errichtete einen historischen Grenzsteingarten am Kapellchen in Nähe des Bürgerhauses und setzte dort 2004 einen Stein an der Bonifatius-Route (1250. Todesjahr) von Mainz nach Fulda zur Wegmarkierung.

Er erfasste 33 Grenzsteine, geschützte Klein-Denkmale, an Harheims Grenzen unter und über der Erde und setzte vor dem Harheimer Ried (Riedhalsstraße) eine Gerichtslinde in Nähe des alten Weidegerichts der drei Gemeinden Harheim, Vilbel und Massenheim, nachdem die von ihm gesetzte Gerichtsweide im Ried, im heutigen Naturschutzgebiet, vom Sturm gefällt worden war. Im umgestürzten Wurzelbereich der Weide an kleinem Wassergraben nisteten dann Eisvögel. Ferner veranlasste der KVH die Überdachung des Kreuzes mit Kruzifix im Kirchengrundriss am alten Kirchplatz. Er gestaltete die Ortstafeln vor dem Rathaus, deren Einweihung Anfang 2020 noch vor Ausbruch der Pandemie gefeiert werden konnte. Mehrere Mitglieder publizieren Beiträge zu geschichtlichen und sozialpolitischen Themen.
Was der Neubürger im Gespräch mit Nachbarn nur in knappen Worten erfährt, ist die Geschichte Harheims: Wir leben auf einem Boden, der seit der Jungsteinzeit dauerhaft besiedelt ist. Wird gebaut, so wurden und werden die Spuren alter Zeiten offenbar: Reste der Langhäuser der Bandkeramiker (ca. 5300 – 4900 v. Chr.), Gräber der Kelten-, der Römer- und der Merowingerzeit mit wertvollen Grabbeigaben. Urkunden der Zeit Karls des Großen werden in den Archiven gehütet, worüber das Heimatmuseum Aufschluss gibt.
Der KVH ist Mitglied des seit 1974 bestehenden Vereinsrings. Harheims Vereinsleben weist  auf eine in weiten Teilen quicklebendige und sich einbringende Bevölkerung hin. Ein Höhepunkt war die Mitgestaltung der 1200-Jahr-Feier durch alle Vereine im Jahr 1986, wobei auch der prachtvolle Festumzug mit Wagen, Gruppen und Spielmannszügen unvergessen ist. Anlass war die erste schriftliche Erwähnung Harheims 786, wovon der Lorscher Kodex kündet. Es ist kein Wunder, dass sich auf fruchtbarem Lössboden Besiedlungsspuren aus der Jungsteinzeit, der Bandkearmik, des Mittel- und Endneolithikums, der Bronzezeit, der Kelten in der Hallstatt- und Latènezeit, der Römer und den Gründern Harheims um 500, den merowingischen Franken, finden.
Schon vor der Eingemeindung am 1. August 1972 gehörte der Ort zweimal zu Frankfurt. Der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme (814 – 840), hatte große Teile Harheims samt Ried 817 im Tauschweg vom Kloster Fulda erworben, um seine Königspfalz auf dem Frankfurter Domhügel – ab der Krönung in Rom Kaiserpfalz – mit Getreide gut zu versorgen. Der Ort wurde insoweit bis nach 1200 Krongut und Teil des Fiskus, somit Teil der Krongutverwaltung Frankfurt. Dann gelang den Herren von Eppstein, ein mächtiges Geschlecht, das im 13. Jahrhundert vier Mainzer Erzbischöfe und Reichserzkanzler stellte, der Ausbau der Dorfherrschaft. Sie waren zwischen 1197 und 1200 mit dem königlichen Fronhof in Harheim belehnt worden. Den Ort veräußerten sie 1435 zusammen mit Kalbach an Frankfurt für 3400 Gulden. Harheim gehörte dadurch 76 Jahre lang als Landgemeinde zur Freien Reichsstadt Frankfurt. 1511 kauften die Eppsteiner den Ort aufgrund Widerrufsvorbehalts zurück. Sie wussten, was sie an Harheim seit Jahrhunderten hatten. Ihnen folgten 1535 bis 1581 die Herren von Stolberg-Königstein, bis 1802/03 das Kurfüstentum Mainz, dann das Haus Nassau und 1866 das Großherzogtum Hessen         (-Darmstadt). Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1919, lag Harheim im neu gegründeten Volksstaat Hessen als selbständige Gemeinde im Wetteraukreis.
Der Zuzug von Neubürgern seit den 1960er Jahren mit vielen Arbeitsplätzen außerhalb des Orts führte zu einem wesentlichen Strukturwandel der bis dahin weitgehend landwirtschaftlich geprägten Gemeinde. Neben ortsansässigem Gewerbe gibt es heute nur noch einen im Vollerwerb tätigen Landwirt. Denn die meisten Einwohner Harheims haben ihren Arbeitsplatz in Frankfurt.
Mit der gemeindlichen Selbständigkeit war es 1972 aus. Harheim brachte in die Zwangsehe mit Frankfurt – auf unfreiwilliger Basis - als Mitgift eine Fläche von 500 ha bester Bodenklasse und 129 ha Gemeindewald am Altkönig - an der Weißen Mauer und am Maßborn -, ein, insgesamt 629 ha, mit 3.955 Einwohnern. Seine relativ geringe Schuldenlast von 200 DM pro Kopf, rund 1/10 Frankfurts, wurde als sog. rentierliche Schuld getilgt. Inzwischen hat sich die Einwohnerzahl auf über 5234 (2020) erhöht. Daraus ist ersichtlich, welche Anziehungskraft der Stadtteil mit der Nähe von Arbeitsplätzen in Frankfurt, der ihn umgebenden Natur, seiner einheitlichen Struktur ohne Hochhäuser und einer verkehrsmäßig günstigen Anbindung ausübt. Harheim zeichnet eine Seltenheit aus: Noch immer liegt es im Grünen, von vier Seiten von Feldern, streckenweise vom Fluss Nidda und Naturschutzgebiet umgeben, teils mit Blick auf die Stadt-  und Taunussilhouette. Längst sieht sich Harheim im Jahr 2022 nach 50 Jahren Zugehörigkeit als integrierter Stadtteil Frankfurts, dem die Eingemeindung nennenswerte Vorteile gebracht hat. Möge ihm und seiner Bevölkerung im Norden der Stadt und am Tor zur Wetterau weiterhin eine gute Entwicklung beschieden sein!
Mehr zur Geschichte lässt sich u.a. auf der Website des KVH <https://kulturverein-harheim.wixsite.com/homepage> erfahren. Geselliges Leben kommt  nicht zu kurz beim Neujahrsempfang, Sommerfest mit Kindern, Vorträgen, Ausstellungen und anderen Veranstaltungen. Interessierte sind herzlich willkommen (Jahresbeitrag 15,- € und für Rentner und Schüler 8,- €).
Der Vorstand
(Dr. Dagmar Wendler, Margot Schäfer, Ingo Leibold, Dr. Ute Spoerel, Dr. Frank Somogy)



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